Emotionales Essen – Sehnsucht und Hunger

Immer wieder versuche ich auf’s Neue, mein Gewicht in vernünftigen Grenzen zu halten oder sogar etwas zu vermindern, ohne mich völlig zu verbiegen oder auf zuviel verzichten zu müssen.

 

Von allen Seiten prasseln gut gemeinte Ratschläge, Mahnfingervorhalte von Ärzten, Werbebotschaften mit utopischen Erfolgsversprechen und vieles mehr auf mich ein. Sollte ich all die teils sehr kontroversen Anleitungen befolgen, wäre ich wohl in kürzester Zeit bankrott, krank und unzufrieden mit mir selbst, weil ich die nicht immer vernünftig praktikablen Vorgaben nicht einhalten kann.

 

Und so zeigt der Zeiger der Waage allen Bewegungsarten, der eiweissreichen und kohlehydratarmen Ernährung, Intervallfasten, ausreichend Schlaf, Entspannungsmethoden und ausgewählten ergänzenden Nahrungsergänzungsmitteln zum Trotz immer noch ein adipöses Verhalten anstelle des angestrebten Idealgewichts.

 

Längst stehen auf dem Ernährungsplan hauptsächlich Gemüse, Salat und Obst, kombiniert mit vollwertigen Kohlehydraten aus Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten und magerem Protein sowie gesunden, ungesättigten Fetten.

Langsames und ausdauerndes Kauen hat rasches Schlingen abgelöst, dazu trinke ich täglich mindestens zwei Liter Wasser und ungesüssten Tee, so dass mein Stoffwechsel optimal angekurbelt wird.

Kristallzucker konsumiere ich höchstens in homöopathischen Dosen und so oft als möglich wird Selbstgemachtes Fertigprodukten vorgezogen.

 

Wie tröstlich war daher die Bildschirmdokumentation beim Diabetologen, welche aufzeigt, weshalb das Wunderrezept FdH und viel Bewegung nicht immer und vor allem nicht immer dauerhaft zu Abnehmerfolg führen kann, da unser Gehirn leider beim Umprogrammieren des Wunschgewichts nicht mitziehen will und mir das ersehnte Sättigungsgefühl nach dem Genuss von reduzierten Portionen verwehrt.

 

Auch meine Emotionen steuern ja mein zuweilen unstillbares Verlangen nach Essen, weil ich damit unbewusst traurige Momente in meinem Leben oder Sehnsüchte und Erlebnishunger zu stillen versuche.

Die daraus resultierende Negativspirale aus emotionaler Esssucht zum Lindern von Unangenehmem und der Suche nach Tröstendem sowie anschliessenden Schuldgefühlen entwickelt sich zum ausweglosen Teufelskreis und lässt nicht zu, dass mein über längere Zeit entstandener Schutzpanzer, welcher meinen Körper immer voluminöser umschliesst, langsam wieder schmilzt und meinen Gelenken und Organen Erleichterung verschafft.

 

Ein erster Schritt ist daher meine persönliche Analyse der möglichen emotionalen Auslöser. Diese habe ich schnell gefunden. Was ich davon ändern kann, will ich gerne zu ändern versuchen. Was ich nicht ändern kann, muss ich lernen zu akzeptieren, selbst wenn das oft unmöglich scheint. Mir nahestehende Menschen, welche ohne Nennung von Gründen keinen Umgang mit mir mehr haben möchten, lasse ich mit folgenden Satz, welchen ich vor Jahren in einem Buch gelesen habe, los: «LiebeR XY, ich achte und respektiere Dich, doch ich stehe Dir für Dein Verhalten nicht länger zur Verfügung». Dieses Loslassen befreit auch mich und macht die Sehnsucht in meinem Herzen etwas erträglicher.

 

Vorhaltungen von Mitmenschen und grenzenlose Anforderungen der Gesellschaft nehme ich zur Kenntnis, ohne sie länger zu gewichten. Ich werde sowieso nie den Vorstellungen von anderen entsprechen können, da ich, einzigartig wie ich bin, in kein Gesellschaftsschema passe und auch nicht hineinpassen möchte.

 

Meine zwei grundlegenden Bedürfnisse, die Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung und Erfüllung, kombiniert mit Hunger nach sättigender Nahrung, Wissen und Erfolg erkenne ich an, ohne sie steuern oder bewerten zu wollen – so dass sie nicht länger so viel Gewicht in mein Leben bringen müssen.

 

Es liegt also allein an mir, für mich einen Weg zu finden, wie ich diese beiden Seiten in Einklang bringen und befriedigen kann, damit ich inneren Frieden und Zufriedenheit erlangen kann und Nahrung nicht länger als Quelle von Trost, Belohnung oder Kontrolle betrachten muss.

 

Ich übernehme die Verantwortung für mich, mein Glück und mein Wohlbefinden und stehe zu meinen Entscheidungen, ohne mich um Kritik von aussen zu kümmern, da ich darauf vertraue, dass ich meinen eigenen Weg gehen und mich dabei stetig weiterentwickeln kann. Nebst dem Stolz auf meine Stärken gehören auch meine Schwächen zu mir, da auch sie mich authentisch machen.

 

Ab jetzt gehe ich liebevoll mit mir und meinem Körper um und bin mir meines Selbstwertes bewusst, da ich weiss, dass ich es wert bin, geliebt und respektiert zu werden, genauso wie ich bin.

Ich bin dankbar für alles, was ich bisher erreicht habe, und freue mich auf alles, was noch kommen mag.

 

So besteht die Möglichkeit, nach einer Optimierung meines Seelenheils, kombiniert mit den bereits in meinem Alltag integrierten Massnahmen (Bewegung, Anti-Stress-Methoden, ausgewogene Ernährung, Selbstakzeptanz und Eigenliebe etc.) auch meinen Stoffwechsel wieder soweit in Schwung zu bringen, dass mein Körper mir erlaubt, den lange mit mir herumgetragenen Kummerspeck nach und nach etwas in Richtung meines Idealgewichts schmelzen zu lassen, so dass ich mir nicht länger vornehmen muss, kräftig zu wachsen, damit mein aktuelles Gewicht an meine Körpergrösse angepasst ist...