Es war einmal...

Es gab eine Zeit, in welcher die Lebenserwartung der Menschen nur rund 30-40 Jahre betrug. Es waren körperlich harte Zeiten, alles für das tägliche Wohl musste mit viel Handarbeit und der Bewältigung von so manchem Gang zu Fuss bewältigt werden. Die Tafel war oft nicht üppig, Gevatter Tod hielt unter der oft Hunger leidenden Bevölkerung grausam Einzug. In diesen rauhen Zeiten, welche oftmals durch Machtkämpfe und Kriege mit furchtbaren Folgen für das eigene Leben, Hab und Gut geprägt waren, war Besitzdenken und das Anhäufen von immer mehr Schätzen nur den allerhöchsten Kreisen vorbehalten. Ein einfaches Leben in Frieden und Beschaulichkeit zu führen war schwierig, denn Neid und Missgunst übten schon damals eine unheimliche Macht auf die Menschen aus, so dass das Ausleben von individuellen Gedanken äusserst schwierig war, galt es doch, sich möglichst unauffällig zu verhalten und sich den damaligen Gesellschaftsnormen anzupassen, um einigermassen ungeschoren durch's Leben zu kommen.

Und doch gab es auch den Respekt gegenüber der älteren Generation, vorallem den damaligen "Methusalems" in weiblicher wie männlicher Form, welche oft zu Rate gezogen wurden, wenn es um Entscheide für das Gemeinwohl, Gerichtssprechung oder die Klärung von Anderem ging. Man achtete und schätzte diese Menschen ihrer in vielen Jahren angehäuften Lebensweisheiten wegen, erwies ihnen Ehre und Beachtung und so manches wohlgefüllte "Frässchörbli" wurde vorbei gebracht, damit diese Menschen ihren Lebensabend möglichst sorgenfrei geniessen durften.

 

Heute werden wir immer älter, unser Durchschnittsalter hebt sich nicht zuletzt der modernen Medizin und den Sozialeinrichtungen wegen kontinuierlich. Doch wofür? Weswegen wollen wir immer noch älter werden, noch länger auf dieser Welt bleiben, koste es, was es wolle? Wer von uns kann sorgenfrei und mit allem für ein würdiges Leben versehen einem angenehmen Lebensabend entgegen blicken? Wie viele von uns wissen schon heute, Jahre vor der Pensionierung, dass

a) Aufgrund von wechselnden Lebensbedingungen nicht genügend Alterskapital angespart werden konnte?

b) Nicht sicher ist, wie lange bei den noch gar nicht so langer Zeit gegründeten Sozialwerken das durch uns eingebrachte Kapital noch verfügbar ist für alle, die darauf Anspruch haben?

c) Wir aufgrund der aufgrund des wachsenden wirtschaftlichen Druckes immer härteren Arbeitsbedingungen, welche einen hohen Tribut von uns fordern, überhaupt noch einigermassen gesund und wohl unseren letzten Lebensabschnitt noch angemessen geniessen können?

 

Eigentlich ist - in meinen Augen zumindest - die ganze Entwicklung kontrovers. Wir strampeln uns in jungen Jahren ab, um die Berufsausbildung, die stete Suche nach bezahlter Arbeit mit der Gründung einer Familie vereinbaren können. Später im Leben kann uns ein unerwartetes Ereignis durch ein Scheitern der Ehe, einen abrupten Jobverlust oder die Veränderung unserer Lebensgemeinschaft durch Tod oder Krankheit dauerhaft aus der Bahn werfen. Plötzlich können wir strampeln, soviel wir wollen, wir kommen einfach auf keinen grünen Zweig mehr. Zum Investieren in neue Projekte fehlt das Kapital, die Realisierung einer Selbständigkeit gestaltet sich angesichts des schwindenden Mittelstandes und des dadurch gezwungenermassen veränderten Konsumverhaltens mehr als schwierig und die Suche nach einer neuen Beschäftigung als zeitraubend, aufwendig und schier erfolglos, vorallem sobald die für unsere Wirtschaft "magische" Altersgrenze von 40 oder gar 50 Jahren überschritten worden ist. Wohl liest man immer wieder in Zeitungen, Foren und Büchern, wie wertvoll die Berufs- und Lebenserfahrung von über der Lebensmitte stehenden Menschen sei - doch trotzdem möchte niemand diese Menschen auch wirklich einstellen, schon gar nicht dauerhaft.

 

Allen Umständen zum Trotz die Motivation nicht auf Dauer zu verlieren und immer weiter zu kämpfen erfordert eine Menge Energie. Damit man sich dabei nicht verliert, empfiehlt es sich, sich klare und realistische Ziele zu setzen, sich nicht kopflos auf jedes Beschäftigungsangebot zu stürzen, damit die vermeintliche Sozialsicherheit zurückkehren kann, sondern vor jeder Bewerbung genau zu prüfen, wie man sich in der Vorstellung der Ausübung dieser Funktion fühlt, sich dies bis ins Detail im Inneren zu visualisieren, damit man anschliessend eine ansprechende und aus der Masse herausstechende Bewerbung schreiben kann, in der Hoffnung, dass doch wenigstens dieses Mal die Personalverantwortlichen nicht als Erstes den Blick auf weisses Haupthaar und Jahrganb werfen mögen, sondern vielmehr die Qualifikationen und Befähigungen prüfen, um dann zu entscheiden, ob die angebotenen Kompetenzen für die Ausschreibung passen. Wenn die wüssten, dass sie dann, wenn sie zulassen würden, unvoreingenommen das Angebotene zu prüfen, nicht auf noch höheren Studienabschlüssen zu beharren (weshalb kommt nie jemand auf die Idee, in Jobinseraten die Praxiserfahrung zu verlangen?) und darauf basierend zu entscheiden, plötzlich jemanden in ihrem Betrieb hätten, der oder die mit Lebenserfahrung, Klugheit und Fachkompetenz eine neue Qualität ins Geschehen bringen könnte. Aber nein, das wäre ja zu utopisch - lieber rasch zur Computertastatur rennen und hinflöten "Wir haben jemanden gefunden, der NOCH besser auf das ausgeschriebene Profil passt" (ja bitte schön, meinen die denn, wir könnten nicht lesen und uns mit der ausgeschriebenen Funktion dahingehend identifizieren, dass wir erkennen mögen, ob wir diesen Job mit dem vorhandenen Knowhow ausüben können?) oder hübscher, aber nicht besser "Sie sind für diese Funktion eindeutig überqualifiziert". Tja, das wäre mir persönlich letztlich herzlich egal, ich möchte einfach wie so viele meiner MItkämpfenden eine angemessen bezahlte Funktion übernehmen dürfen, damit die Erwirtschaftung des für den Lebensunterhalt der Familie nötigen Geldes ohne Kummerspeck und Sorgenfalten bewältigt werden kann. Falls die Entwicklung so weiter geht, werden wir "Alten" uns gezwungen sehen, bei Daumenschrauben-Schröpfinstituten anzufragen, ob sie statt der geforderten Geldsumme, die wir beim besten Willen nicht aufbringen können, auch selbstgefertigte Makrameearbeiten, Holzschnitzereien oder gar schön verzierte "Zibelehüutsche"-Ostereier in Zahlung nehmen möchten?

 

Nundenn, die Erfahrung in den letzten Jahrtausenden hat gezeigt, dass jeder Fortschritt, sobald er sich für die Mehrheit der Lebewesen zum Rückschritt wandelt eine Entwicklung zu Neuem veranlassen kann. Hoffen wir, dass diese wieder etwas mehr in Richtung Gleichberechtigung und gegenseitige Akzeptanz gehen mag und die unersättlichen Machtgelüste des Kleinstteils an Geschöpfen in der ganzen Welt endlich nicht mehr das Welotgeschehen dermassen stark beeinflussen mögen.

 

In diesem Sinne wünsche ich mir für uns alle ab sofort mehr Fairness, Individualität und auf Taten basierender Erfolg sowie etwas weniger Gesellschaftsdruck, egoistische Arroganz und Selbstverwirklichung auf Kosten anderer. Von Herzen, Öii Chrüterhäx.